Präsident-Kennedy-Platz
Artistic Research
Bremen 2017
Die Unmittelbarkeit der verschiedenen Funktionen auf dem Präsident-Kennedy-Platz (P-K-P), die spannungsvolle Atmosphäre zwischen Hektik und Ruhe sowie dessen Umgestaltung im Wandel der städtebaulichen Leitbilder sind Anlass und Basis für die Erarbeitung einer sozial-räumlichen und funktional-räumlichen Auseinandersetzung mit dem P-K-P und dessen künstlerischer Aneignung mit der Performance: Vier ist eine spannende Zahl (für einen Kreis).
Innerhalb des Forschungszeitraums von zwei Monaten erarbeitete ich theoretische Ansätze zu den Begriffen Gehen und Spaziergang. Parallel zur wissenschaftstheoretischen Annäherung beobachtete ich zunächst den Präsident-Kennedy-Platz als Untersuchungsobjekt und erfasste ihn über künstlerische Forschungsmethoden wie Interview, Zeichnung, Fotografie, Video und Text. Für die Auswertung des Filmmaterials zog ich zur Orientierung eine Anleitung zur Erforschung und Analyse von Filmmaterial aus dem Bereich der Qualitativen Sozialforschung hinzu.
Diese künstlerische Bestandsaufnahme ermöglichte es mir, den Platz als Ort mit spezifischen Eigenheiten zu verstehen um im Verlauf auf diese Spezifika mit künstlerischen Interventionen zu reagieren. Während des Forschungsverlaufs wechselte der Platz letztlich seine Rolle vom Untersuchungsobjekt zum Aktionsort.
Vier ist eine spannende Zahl (für einen Kreis)
Performance, 60 min
Bremen 2017
Ein besonderes architektonisches Element auf dem P-K-P stellt der Kreis mit einem Durchmesser von 16 Metern im Zentrum des Platzes dar. Er erhält seinen Mittelpunkt in Form eines einzelnen Pflastersteines, die Kreisfläche setzt sich aus einem grau gepflasterten Innenkreis und einem rot gepflasterten Außenkreis zusammen. Sieben Linien aus grauen Quadratpflasterstein führen ausgehend vom Mittelpunkt als Strahlen zum Kreisrand. Die Anordnung der Pflastersteine in den einzelnen Strahlen folgt einem anderen Ordnungssystem als dem der Flächen. Aus diesem Grund entsteht zwischen den Quadratpflastern ein Versatz, der im geordneten System der Steine eine scheinbare Unordnung evoziert.
Mein künstlerisches Interesse fokussierte vor allem das Austarieren, der Aushandlung der Ordnung im öffentlichen Raum zwischen den Akteur_innen der Stadt, den Fußgänger_innen, und dem hegemonialen städtischen Leitsystem: Nach welchem Muster funktioniert das Leitsystem des Präsident-Kennedy-Platzes? Und ist dieses System auch als Möglichkeitsraum für bewusste (Zuwider-)Handlungen zu denken? Wie wirkt sich die bewusste Handlung des Zählens auf einen Ort und dessen Gefüge aus?
Drei Performerinnen zählen die Pflastersteine der Fläche innerhalb des Kreisverkehrs. Jeder Stein wird mit Kreide markiert. Teilweise wird der Zwischenstand der Auszählung auf einem Stein nummeriert oder ausgerufen.
Passanten bleiben stehen und stellen Fragen, unter anderem: Wie viele Steine hat der Kreis? oder Ist das Kunst? Was soll das bezwecken? Die Möglichkeit der Kommunikation mit den Performerinnern verleitet zum Verweilen und Zusehen. Telefonnummern werden ausgetauscht, um das Ergebnis der Zählung zu erfahren.